Die Geschichte des Labors ist gleichzeitig die Geschichte der Entstehung und der Entwicklung der Kasaner Schule der Chemie. Obwohl das Labor in der Universität 1806 gegründet wurde, hatte es keinen eigenen Raum, am Lehrstuhl der Chemie arbeiteten keine bemerkenswerten Leute, die entweder sich mehr mit anderen Fächern beschäftigten oder Chemie als ein Nebenfach betrachteten. Oft waren es auch Ausländer, die sich an das rauhe Klima in Russland nicht gewöhnen konnten und nicht lang am Lehrstuhl blieben.
Deshalb beschloss der Universitätsrat unter Vorsitz von N.I.Lobatschewski den talentierten Absolventen des Jahregangs 1833 Nikolai Sinin an der Universität zu behalten, ihn zum Unterricht der Chemie heranzuziehen und zur Professur vorzubereiten.
Als Sinin Adjunkt (ein Beamtentitel für höhere Lehrkräfte an Hochschulen, die eine Stufe unter dem Professor stehen) der Chemie 1837 geworden war, wurde er für 3 Jahre im Ausland geschickt. Dort besuchte Nikolai Nikolajewitsch Sinin Labors der in dieser Zeit berühmten Wissenschaftler, chemische Fabriken und Bergwerke und arbeitete ein Jahr lang im berühmten Liebig-Labor in Gießen.
Hier lernte Sinin neue experimentelle Methoden und eine neue von Liebig eingeführte Unterrichtsmethode, eine Kombination von Vorlesungen und praktischen Übungen, kennen. Die im Ausland gesammelten Materialen reichten sogar für seine Habilitation, die er 1842 an der St. Petersburger Universität verteidigte.
Nach seiner Rückkehr nach Kasan unterrichtete Sinin Chemie und verband dabei die Theorie mit der Praxis. Nikolai Nikolajewitsch setzte seine Forschungen fort, die nach einem Jahr dem Wissenschaftler und der Kasaner Universität Weltruhm gebracht haben. Sinin entdeckte die Reaktion der Umwandlung von aromatischen Nitroverbindungen in Aminoverbindungen und gewann 1842 synthetisches Anilin. Diese Reaktion schaffte die Grundlage für die Entwicklung eines Industriezweigs, der Anilin für die Färbung verwendete. Der berühmte deutsche Chemiker Hoffman hat die Bedeutung der Entdeckung von Sinin so bewertet, dass sogar wenn Sinin nichts anderes als nur die Umwandlung von Nitrobenzol in Anilin gemacht hätte, sein Name nur dafür in der Geschichte der Chemie einen herausragenden Platz einnehmen würde. Die Anilinverbindung, die Sinin gewann, bewahrt man bis heute behutsam im Museum auf.