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Aus der Bibliothek kommt man in das historische Chemielabor aus dem 19. Jahrhundert, das W.W.Markownikow in seinen Erinnerungen über Butlerow detailliert beschrieben hat: die gewölbte Decke, zwei Arbeitstische mit vier Arbeitsplätzen, drei Laborabzüge. Hier wurde der Ruhm der Kasaner Schule der Chemie begründet, wurden neue chemische Reaktionen entdeckt und neue Substanzen gewonnen. In den Erinnerungen der Zöglinge der Kasaner Schule der Chemie über ihre Lehrer - über Sinin, Butlerow, Saizew - finden sich viele Gemeinsamkeiten.
Das sind, zum Beispiel, die Erinnerungen von W.W.Markownikow über die Atmosphäre, die im Labor bei Butlerow geherrscht hat: "Hier war er nicht nur der gute Lehrer, der immer bereit war, Fragen anzuhören und jedem Praktikanten zu antworten, sondern er war auch ein Freund für alle, die mit ihm gearbeitet haben. Er hatte es gern, wenn man ihm Witze erzählte und selbst gab er auch gern Anekdoten zum Besten. Sein klingendes aufrichtiges Lachen erfüllte oft den Raum. Wenn er hörte, dass ein Student leise ein Liedchen sang, während er eine Fraktionierung überwachte, sang er manchmal mit seinem etwas heiseren Tenor mit dem Studenten weiter. Mit einem Wort: bei der Arbeit im Labor fühlten wir uns wie zu Hause, ganz frei, aber das Taktgefühl von Markownikow übertrug sich unwillhürlich auf die ganze Umgebung und das Gefühl der Freiheit und der Ungezwungenheit überschritt niemals die Grenzen. Sein Labor war kein Platz für übermäßige Vertrautheit und Vulgarität. Es wurde immer sorgfältig gearbeitet, obwohl im Labor eine zwanglose Atmosphäre herrschte".
Hier kann man einen alten Laborabzug sehen, der noch vollständig original erhalten ist:
der Abzug besteht aus einem Kachelofen mit gusseisernen Türen und Aschenkasten und einem Rauchabzug in der Wand.
Über den Ofen konnten in einem Schrank mit Glastüren Experimente durchgeführt werden.
Nachts wurde der Ofen stark geheizt, der Boden des Glasschranks blies dann der ganzen Tag warm; mit der nach oben steigerden warmen Luft zogen unangenehme Gerüche über den Kamin ab. So wurde vor der Erfindung elektrische Zuluftventilation physikalische Gesetze praktisch genutzt.
Im Museum zeigt ein Foto, wie Studenten an diesem Laborabzug arbeiten.
Damals haben die Gelehrten und die Studenten in diesem Labor ihre Forschungen durchgeführt.
Während des zweiten Weltkrieges hat das alte chemische Labor sogar zum Sieg der Sowjetunion beigetragen. Damals war das Butlerow-Institut für chemische Forschung zeitweilig geschlossen, seine Mitarbeiter wurden dem aus Moskau hierher verlegte Institut für organische Chemie der russischen Akademie der Wissenschaften der UdSSR zugeteilt. Hier, in diesem historischen Labor, haben Markownikows Nachfolge im Jahre 1942 einen einzigartigen universal Leim aus Methanol entwickelt, der breite Verwendung bei der Reparatur gefunden hat; nicht nur im Werk, sondern auch unter Frontbedingungen.
Hier wurde auch die Rezeptur für Vinillin bzw. 'Schostakowski-Balsam' erarbeitet, der erfolgreich für die Behandlung der Brandwunden an der Front eingesetzt wurde.
Noch wärend des Krieges wurde im Institut für organische Chemie das Labor der makromolekulare Chemie geschaffen, das von B.A.Arbusow geleitet wurde. Dort hat man an der Suche nach einem Zusatz, der die Frostresistenz von synthetischem Kautschuk verbessern konnte, gearbeitet. Dieser Kautschuk wurde zur Herstellung von Reifen für Militärgeräte genutzt. Noch heute kann man handgeschriebene Berichte von B.A.Arbusow und seinen Mitarbeitern über diese Arbeit sehen.
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| Das Labor heute |
| Studenten beim Praktikum im Labor, 1928 |
| A.M.Saizew mit Mitarbeitern und Studenten |
| F.M.Flawizki mit Lehrkräften |
| Mitarbeiter und Studenten des Lehrstuhls für organische Chemie, ÊSU, 1930 |
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